STELLUNGNAHME DER BISCHÖFE SIZILIENS ZUR MAFIA

Der Abschnitt, den wir hier wiedergeben, ist Teil des Hirtenbriefes “Neue Seelsorge und Evangelisation”, der im Mai 1994 verkündigt wurde (N. 12). In diesem Hirtenbrief wird auch die Seelsorge, so wie sie Padre Puglisi praktizierte, Priestern und Laien als Modell vorgeschlagen.

– Unvereinbarkeit der Mafia mit dem Evangelium

“Es ist unsere Pflicht, diese Erklärung über die absolute Unvereinbarkeit der Mafia mit dem Evangelium noch einmal zu bekräftigen [ …]

Diese Unvereinbarkeit mit dem Evangelium haftet der Mafia auf Grund ihrer Beweggründe und Zielsetzungen und nicht zuletzt wegen der angewandten Methoden und Mittel an und für sich an. Die Mafia steht ausnahmslos auf der Seite des Bösen und damit ebenfalls jene, die mit ihr zusammenarbeiten”.

– Die Mafiosi stehen außerhalb der Gemeinschaft der Kirche.

“Aus diesem Grunde müssen alle jene, die in irgendeiner Weise der Mafia vorsätzlich angehören, sich ihr anschließen oder gegenüber ihr Nachsicht üben, wissen, dass sie im Widerspruch zum Evangelium Jesu Christi stehen und leben und sich infolgedessen außerhalb der Gemeinschaft ihrer Kirche befinden. Keiner, auf den eine der erwähnten Voraussetzungen zutrifft, kann von diesem Urteil ausgenommen werden. Auch wohltätige Spenden und fromme Scheinhandlungen rechtfertigen nichts. Solche Demonstrationen müssen als zweckdienlich angesehen werden und sind daher Heuchelei und Sünde”.

– Einem Christen ist es nicht gestattet, sich um Hilfe oder der Vorteile wegen an die Mafia

zu wenden.

“Aus dem gleichen Grunde muss man sich im Klaren sein, dass jedwede Form von Vermittlung, die man von einer Person – von der man weiß, dass sie zur Mafia gehört oder ihr nahesteht – erbittet oder annimmt und gleichgültig welchen Vorteil man daraus gewinnen will oder kann, immer zum Tatbestand der Duldung und Mitwisserschaft führt”.

– Der Mafia stellt die Kirche das Evangelium entgegen.

“Wir Bischöfe von Sizilien wollen noch einmal ganz entschieden der Mentalität und Gewalt der Mafia die gewaltlose aber unerschütterliche Kraft des Evangeliums entgegenstellen. Einer Kraft, welche zwar die Überredung, die Förderung und die Umkehrung von Menschen als Ziele hat, jedoch zugleich niemals Vereinbarungen, Abmachungen und scheinbar harmlose Transaktionen, die das Böse betreffen, zulässt – gleichgültig, wer solche Handlungen auch immer begeht oder auch nur einen Nutzen daraus zieht”.

– Don Puglisi ist Beispiel für alle, sowohl Priester als auch Laien

“Don Giuseppe Puglisi hat diese zweifache Kraft des Evangeliums vollkommen verkörpert.

Damit hat er uns allen ein Zeichen gegeben; und das Beispiel, das sich daraus für den Klerus Siziliens und für jeden aufrechten Christen ergibt, ist eine Herausforderung, die wir jedem überbringen, dem sie zusteht”

Sollte diese Herausforderung genügen, um die Seelesorge unserer Kirchen als Grenzenpastoral zu qualifizieren, dann nehmen wir sie an, aber nur im Sinne der zweifachen Kraft des Evangeliums und mit der unbesiegbaren Hoffnung auf Erlösung; für uns alle immer möglich, da ihr Ursprung im Evangelium liegt.

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