DER PROZESS DER SELIGSPRECHUNG VON PADRE PINO PUGLISI
“Der Prozess für die Anerkennung des Martyriums endete am 6.5.2001. Seit Ende September 2001 befinden sich die Akte zur Prüfung bei der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Das verkündigte der Erzbischof von Palermo, Kardinal Salvatore De Giorgi, am 15.9.2001, den 8.Jahrestag der Ermordung von Padre Pino Puglisi, am Ende einer feierlichen Zeremonie in der Kathedrale.
Im März 2006 wurde die Positio verfasst, also die Sammlung der Zeigen- und Urkundenbeweise sowie der für de Beantwortung der Frage notwendigen Rechtshandlungen, ob die Heroizität der Tugenden oder das Maryrium des Dieners Gottes festgestellt werden können.
Bald wird die Positio bei der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse diskutiert.
Sieben Jahre nach der Ermordung von Padre Pino Puglisi, am 15.9.2000, ebenfalls bei einer Eucharistiefeier, erinnerte der Erzbischof daran, dass dieser ermordet wurde “weil er der Kirche diente und sich um die Erziehung junger Menschen kümmerte” und er versicherte: “Die gesamte Diözese erwartet mit Zuversicht die Glorifikation seitens der Kirche”; und er teilte weiter mit: “der Prozess der Seligsprechung „super martirio” befindet sich nunmehr in einer Phase, die einen baldigen Abschluss erwarten lässt. Zum Ruhme Gottes und zu unserer Erbauung und Belehrung.”
Über die Bedeutung des Verbrechens (auch hinsichtlich seiner bedrohlichen Tragweite für alle Priester) und über die Person Padre Puglisis war sich die Kirche sofort im Klaren.
Am 17.9.1993 (zwei Tage nach der Ermordung von Padre Puglisi) hat Papst Johannes
Paul II am Verna – dem Berg auf dem der Hl. Franziskus die Wundmale empfing – folgendes gesagt: “An diesem Ort des Friedens und des Gebetes ist es mir nicht möglich den Schmerz zu beschreiben, den ich empfunden habe, als ich gestern früh von der Ermordung eines Priesters aus Palermo, Don Giuseppe Puglisi, erfahren habe. Ich erhebe meine Stimme dagegen, dass ein Priester, der sich für die Verkündigung des Evangeliums einsetzt, der unseren Brüdern und Schwestern hilft ehrlich zu leben, auf so barbarische Weise getötet wurde. Während ich Gott anflehe, dass diesem selbstlosen Diener Christi der ewige Lohn zuteil werde, fordere ich die Verantwortlichen dieses Verbrechens auf, ihr Unrecht einzusehen und zu bereuen; damit das unschuldig vergossene Blut dieses Priesters Sizilien Frieden bringen möge”.
Kardinal Camillo Ruini, damaliger Präsident der Bischofskonferenz Italiens, fügte einige Tage später hinzu: “Don Puglisi war ein beispielhafter Priester, der mit seinem Leben und seinem Tod bewiesen hat, dass die Kirche auf dem Weg, der von Christus zum Menschen führt, von niemandem aufgehalten werden kann.”
Ein Jahr später, im November 1994, als der Papst Catania und Siracusa besuchte, hat er –
während er einige sizilianische Heilige und Selige um ihre Fürsprache bat – auch an das Opfer von “3P “erinnert und ihn als “mutigen Zeugen des Evangeliums” bezeichnet.
1994 wurde in Palermo auf Wunsch von Kardinal Salvatore Pappalardo der Beginn des Diözesan-Jahres auf den 15. September festgelegt. Als Zeichen, dass der Todestag von Padre Puglisi nicht ein Symbol der Niederlage ist, sondern den Moment der Begegnung mit Christus bedeutet; der symbolische Augenblick des kommenden “kairòs”, der Zeit der Befreiung und Rettung.
Während der Predigt zum ersten Todestag hat der damalige Erzbischof betonte, dass „im Zusammenhang mit der Mafia die menschlichen Würde und Freiheit ignoriert und mit Füßen getreten werden. Don Puglisi hingegen habe im Namen des Evangeliums und des ihm anvertrauten Erziehungsauftrages immer zu erreichen versucht, dass jeder die Notwendigkeit, sich einer drückenden Abhängigkeit zu entziehen um über die eigene Existenz ohne demütigende Hörigkeit bestimmen zu können, begreifen würde, um so vom Sklaven zum freien Menschen zu werden”.
Bei einer Gedenkfeier im Herbst des folgenden Jahres (1995) hat der Kardinal aufgerufen, mit dem Sammeln von Zeugenaussagen über “3P “zu beginnen.
Darauf erfolgte von 1996-1997 eine Unterschriftensammlung um den Beginn des Prozesses der Seligsprechung zu erreichen.
Der neue Erzbischof von Palermo, Salvatore De Giorgi, bewies, dass er über den Werdegang und Lebensweg von Don Puglisi bestens informiert war. Gleich bei seiner ersten Ansprache – kurz nach seiner Nominierung im Mai 1996 – zitierte er ihn und nannte ihn “Beispiel für unsere gesamte Religionsgemeinschaft”. Und im September 1997 stellte er ihn auf eine Stufe mit Mutter Theresa von Kalkutta, die kurz vorher verstorben war, und bezeichnete beide als “glaubwürdige und mutige Zeugen einer Zuversicht die nicht enttäuscht.”
Die letzten Worte von Don Puglisi – “damit habe ich gerechnet” – offenbaren, dass er sich im klaren war, seinem Martyrium entgegenzugehen, nur weil er an seiner Mission, das Evangelium zu verkünden, treu festhielt.
1998, fünf Jahre nach seinem Tod, war dann die Mindestwartezeit, die notwendig ist um ein kirchliches Verfahren einzuleiten, verstrichen. Kardinal De Giorgi verkündigte am 29.12.1998, im Verlauf einer Predigt zum 25. Jahrestag seiner Bestellung zum Bischof, die Entscheidung, das Verfahren zu beginnen. Am 22.2.1999 ernannte er dann die Diözesan-
Kommission und am 15. Juli – während der Prozession zu Ehren der Hl. Rosalia – teilte er den Gläubigen mit, dass er den Hl. Stuhl ersucht habe, der offiziellen Einleitung des “Prozesses” nicht im Wege zu stehen. Eine positive Antwort kam wenige Tage nach dem 6.Todestag von Padre Puglisi.
Am 15.9.1999 trat das Kirchen-Gericht sein Amt an. Die Mitglieder des Gerichts sind: Don Giorgio Scimeca (Bevollmächtigter des Erzbischofs), Mons.Domenico Mogavero (Postulator), Don Vincenzo Talluto (Promotor Justitiae), Agostina Ajello (Notar).
Die Mitglieder der Diözesan-Kommission für die Vorerhebungen sind: Mons.Salvatore Cristina, Don Francesco Michele Stabile, Mons. Francesco Pizzo, Don Francesco Conigliaro, Don Mario Golesano, Don Carmelo Cuttitta, Don Giorgio Scimeca, Agostina Ajello und Francesco Deliziosi.
Das Verfahren wurde am 28. Juni 2012 mit der Zustimmung Benedikts XVI. zur Verkündung des Dekrets durch die Congregazione per le cause dei santi abgeschlossen.
Sehr wichtig und bahnbrechend ist die Begründung: „In odium fidei” wurde Pino Puglisi ermordet – aus Hass gegenüber dem Glauben.
Herr Mario Torcivia, Priester und Verfasser der Positio, also des Dokuments, das alle für die Seligsprechung notwendigen Unterlagen beinhaltet, erklärte diesen zentralen Begriff wie folgt: „ In odium fidei ist u.A.auch aus zwei gewichtigen Gründen zu verstehen. Erstens, weil die Mafia mit dem Mord an Pino Puglisi zugleich die gesamte italienische Kirche treffen wollte. Zweitens – und das ist der schwerwiegendste Grund –, weil die Mafia in dieser Form des praktischen Atheismus, und dies trotz ihres religiösen Scheins, ist und zeigt sich mit dem christlichen Glauben verfeindet”.
Die Seligsprechung fand am 25.5.2013 in Palermo im sehr weiten Areal vom Foro Italico statt, nachdem es festgestellt wurde, dass das zunächst anvisierte Fußball-Stadion Barbera mit seinen 30.000 Plätzen weniger als ein Drittel der erwarteten Gläubigen aufnehmen kann.
In der Tat wurden ca. 100.000 Frauen und Männer gezählt, die an dieser sonnigen und intensiven Veranstaltung teilnahmen. Hier sind die Bilder. Der Gottesdienst wurde vom aktuellen Kardinal von Palermo, Paolo Romeo, der Ritus der Seligsprechung von seinem Vorgänger in der palermitanischen Diözese, Kardinal Salvatore De Giorgi zelebriert.
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